Ein kleiner Urlaubstag

Am späten Vormittag ist der Strand schon gut besucht. An der Straße vor dem Hafen parken in einer langen Reihe die Motorräder. Ihre Reiter liegen wohl schon in der Sonne. Sonntag! Vielleicht Besuch aus dem Inselinneren, man fährt ans Meer. Von Enna aus sieht man das Meer nicht. Enna, die Universitätsstadt auf einem Berggipfel haben wir am 1.11 letzten Jahres auf unserem Weg nach Catania besucht.

Nach unserem Frühstück wollen wir auch einen kleinen Ausflug machen und haben uns den Höhenzug auf der westlichen Seite von San Vito ausgesucht. Für den Weg auf den Ostgipfel brauchen wir noch etwas Übung. Am Ortsausgang, beim Friedhof steht ein großer Hain mit Pinien oder ähnlichem. Ein intensiver Duft liegt in der Luft. Dann geht es in einer leichten Serpentinenstraße hinauf. Einige kleine Villen stehen auf dem Plateau und wir haben eine sehr schöne Aussicht über San Vito. Der Weg zieht sich den ganzen Ort entlang und führt dann durch den Ort wieder zurück.

Belohnt haben wir uns mit einer kühlen Melone zum Mittag. Und den Rest des Tages geniessen wir im Cockpit unter unserem Sonnensegel.

Spaziergänge in Trapani haben uns nicht gereizt und so sind wir heute soviel gelaufen wie schon lange nicht mehr. Auch wenn die Füße etwas weh tun. Es war ein schöner, kleiner Urlaubstag.

 




Wieder Unterwegs

Wir haben es geschafft und uns von unserem Winterquartier gelöst. Wieder ein Aufbruch mit Spannung, Vorfreude und etwas Wehmut. Wenn Trapani auch nicht zu den schönsten Orten gehört, haben wir uns doch etwas eingewöhnt. Wir kennen die Örtlichkeiten, wo bekommen wir was. Autofahren wird zur „italienischen“ Normalität.

Sieben Wochen lag Hanapha zur Überholung an Land und wir hatten uns eine kleine, kalte und dunkle Wohnung gemietet. Die Arbeit war nötig.

 

Alles etwas alt, aber mit Bett und Waschmaschine. Nur darf die nicht gleichzeitig mit dem Backofen laufen.

Vor einer Woche haben wir eine kleine Probefahrt gemacht. Es läuft alles gut. Dann warten wir. Auf günstiges Wetter. Und das wir wieder dürfen.

Heute Morgen um 8:00 Uhr konnten wir los. Bevor der West wieder auffrischt, haben wir ein ca. acht Stunden Fenster mit leichten Südwinden. Der Wind kommt dann letztlich doch aus SSW, also genau von hinten. Dazu erfreut uns die alte Dünung aus West. Unsere Probefahrt war sehr schön – heute ist es wieder ein Graus. Die Segel schlagen und wir müssen uns fünf Stunden lang festhalten.

Die Belohnung wartet auf uns als wir um 12:30 das Leuchtfeuer von San Vito lo Capo runden. Der Meeresboden steigt von 300 auf 10 Meter an. Gut einen Knoten Gegenstrom. Entsprechen schäumt es am Cap. Und dann laufen wir in die ruhige Bucht ein. 1000 Blautöne! Die Berge im Hintergrund und der Ort, der sich das Tal hinaufzieht.

 

 




Land in Sicht

Es rollt! An Schlaf ist nicht zu denken. Ich versuche es erst an Deck im Cockpit, später noch einmal in unserer Seekoje. Davon haben wir nur eine im Salon auf Steuerbordseite. Mehr brauchen wir nicht, weil einer immer im Cockpit auf Wache ist. Eigentlich ist die Koje gut ausgepolstert und mit einem Kojensegel versehen. Barbara geht es genau so. Es weht von achtern und wir haben die See mindestens aus zwei Richtungen. Wir wissen ja, dass die erste Nacht immer schlimm ist, weil wir uns erst an den Rhythmus gewöhnen müssen. Aber das hier ist gefühlt schlimmer als die Biskaya. Naja – die Biskaya ist über ein Jahr her und schlechte Erinnerungen verblassen schneller als die Schönen. Eine fantastische Sache des menschlichen Hirn.

Aber auch diese Nacht geht vorüber.  Und hatte ihre guten Seiten. Es war warm, trocken, klar und der Mond hat uns fast die ganze Nacht sein Licht gespendet. Wir sind seit 24 Stunden unterwegs und haben 130 Meilen zurückgelegt. 70 Meilen liegen noch vor uns und wir fangen an zu überlegen, wann wir wohl Land sehen werden.

Gerade noch kurz vor Sonnenuntergang erkennen wir dann die ersten Hügel von Sardinien. Sie unterscheiden sich noch kaum von den Wolken am Horizont. Es wird auch Zeit. Der Nordwest hat sich durchgesetzt und kann jede Stunde zunehmen. Bis 30 Knoten soll er diese Nacht noch erreichen. Kein Vergnügen, damit noch eine weitere Nacht zu fahren.

Es ist jetzt 23:10 des 2. Tages und mittlerweile liegt unser Zielhafen Calasetta vor uns. Noch ca. 5 Meilen. Weil es bereits Dunkel ist, wir die Gegebenheiten nicht kennen und der Nordwest jetzt schon auf 24 Knoten auffrischt, nehmen wir die Segel runter und motoren zwischen die Inseln Sant Pietro und Sant Antioco.

Der Wind kommt jetzt von vorn – 28Knoten ( 7 Bf ) – und drückt uns auf 2 Kn Geschwindigkeit runter. Noch ein paar Minuten, dann können wir den Kurs ändern. Jetzt kommt der Wind von hinten und ich muss die Maschine drosseln, damit wir nicht an der Hafeneinfahrt vorbei rauschen. Es taucht ein zweites Paar Lichter „Hafeneinfahrt“ auf. Welche sind für uns? Neben uns taucht die Untiefenbarke auf. Sie ist Meerumschäumt und sollte eigentlich ein weisses Licht haben. Dann liegt die Hafeneinfahrt vor uns. Die Steinmolen kommen bedrohlich nahe. Der Hafen ist dunkel. Der Mond hinter Wolken verschwunden. Ein paar kleine rötlich schimmernde Pilzlichter auf einem Steg. „Ist das hier ein Hafen oder ein Séparée“? Wir erkennen ein paar Masten. Ich springe runter und hole unseren Decksstrahler um den Hafen auszuleuchten.    . . .

Wir haben dann letztendlich eine Stunde gebraucht um in mühevoller Maschinenarbeit rückwärts an die Nordmole zu kommen. Der Versuch an der Tankpier für die Nacht längseits zu gehen funktionierte nicht. Bei bis zu 30Kn Wind habe ich keine Chance das Boot zu manöverieren. Als wir die Heckleinen über den Poller haben sind wir beide nervlich am Ende.

 

Dolce Vita muss noch etwas warten und „wie kommt der Tintenfisch auf unser Deck“

 




Abschied auf Menorca

Mittlerweile war klar, dass wir den Winter definitiv nicht mehr auf den Balearen verbringen werden. Dafür gab es viele Gründe. Kein freier Liegeplatz, zu teuer und die Horrorbilder, die Gloria hier im Frühjahr hinterlassen hat. Die haben mich dann auch angetrieben noch einmal das Thema Versicherung anzutreiben. Die Versicherer wollten uns in unseren Fahrgebieten nicht mehr ohne Wertgutachten Kasko versichern. Mindestens eine ausführliche Zustandsbeschreibung, Überholungsmassnahmen, Investitionen und Bilder sollten es sein. Das hat mich ein ganzes Wochenende Zeit und Recherche nach alten Rechnungen gekostet. Jetzt haben wir wieder eine Versicherung.

Menorca wollen wir aber auf jeden Fall noch ansehen und damit nebenbei die Strecke nach Sardinien um ca. 50 Meilen kürzer machen. Für die Überfahrt von Cala Ratjada nach Maó, an unserem 486′ Tag unserer Reise, fangen wir ein neues Logbuch an. Es wird ein schöner Segeltag, an dem wir sogar einmal unser Besansegel setzen. Und stellen wieder einmal fest, dass er unnütz ist. Ich fahre dann doch lieber mit gerefftem Groß als dem Besan. Er bringt zu viel Druck auf das Ruder und zum Bergen muss ich mich weit achteraus lehnen.

Auch auf Menorca mieten wir ein Auto und fahren zwei Tage um die Insel. Sanfte Hügel, eine schroffe Nordküste mit Schiefergestein und deutlich grüner als Mallorca. Und dann kommt das günstige, aber knappe Wetterfenster dann doch schneller als erwartet. Ich nehme noch einmal drei Tage Urlaub und am 6. Oktober verlassen wir Spanien entgültig mit Kurs auf Sardinien. Wir freuen uns auf Dolce Vita und Bella Italia.

 

Ciutadella

 

 

 

 

auf dem El Toro

 

 

Favàritx Lighthouse




Die Insel Cabrera

Unser Traumziel mit Hanapha in Cala Figuera einzulaufen hatte sich erfüllt. Aber der Charme des Ortes ist entgültig eine Legende. Wir werden den Ort so in Erinnerung behalten wie wir ihn vor 19 Jahren kennen gelernt haben.

Wir reisen weiter die Südostküste hinauf. Porto Colom, einer der besten Naturhäfen hat auch keinen Winterplatz. Cala Ratjada ist zu ungeschützt vor dem Südostwind. Wir mieten uns über das Wochenende ein Auto und wollen noch einmal um die Insel. Die ersten anderhalb Tage vermiesen wir uns auf der Suche nach Ersatz für unseren Wasserhahn in der Küche und einer zweiten Gasflasche. Wir finden dann zwar den Ort Valdemossa, aber nicht mehr das Kloster.

Die Insel ist leer. Die Strände von Alcudia, die Restaurantmeile, die sich von Can Pastillia bis Port de Pollença zieht ist fast mit einer Geisterstadt im wilden Westen zu vergleichen. Immerhin haben die Spanier jetzt ihre Ruhe vor den Touristen.

Natürlich besuchen wir das Kap. Aber die Autofahrt dorthin ist schon ein bisschen aufregend. Barbara mag keine Serpentinen. Vor allem keine einspurigen mit jeder Menge entgegenkommender Fahrzeuge.

 

 

Unser letztes Ziel hier ist die kleine Insel Cabrera im Süden von Mallorca. Das ganze kleine Archipel ist Naturschutzgebiet. Man muss sich Tage im Vorraus registrieren und eine Boje reservieren. Ankern ist verboten. Das macht es etwas schwierig. Häufig passt dann das Wetter nicht so gut. Aber wir haben Glück und finden ein paar Tage echte Ruhe. Gehe spazieren und lassen die Seele baumeln. Grillen können wir nicht wie gedacht, denn zum einen ist es doch recht windig und offene Feuer ist hier auch verboten.

 




Cala Figuera – ein Winter auf Mallorca

Seit unserer Ankunft auf Mallorca, Port Andratx, überlegen wir den Winter auf Mallorca zu verbringen. Auch ein wenig in Gedanken an Valdemosa und Chopin. Wir werden sehen.

Ein wirklich gutes Thumbet. Das ist Mallorca. Ein Eintopf aus anfritierte Kartoffel- und Auberginenscheiben in dicker Tomatensauce. Wahlweise mit Fisch oder Fleisch. Seit Miguel in Cala Figuera seit 2004 nicht mehr ist, leider ohne Kaninchenfleisch. Das war damals der erste Schlag, als wir auf Mallorca gechartert haben. Heute ist auch die Bon Bar nicht mehr das, was sie einmal war. Hier gab es die Beste Sangria der Welt. Unter dem Feigenbaum auf der hinteren Terrasse haben wir die Segler beim Einlaufen beobachtet. Hafenkino pur. Der Ortskern war schon bei unseren Urlauben nicht mehr die Hippie Hochburg, die er wohl einmal war. Barbara kennt aus ihrer Tauchzeit noch die alten Diskotheken, die Pinchobar. Das Restaurant „Es Morras“ finden wir nicht mehr. Seit dem Restaurant mochte ich sogar Oliven. Ein Abend ist der Cala Bar vorbehalten. Die Brandy’s werden noch immer gut eingeschenkt. Das Essen schmeckt wie früher und die „Fettreppe“ ist auch noch da.

Wir sind hier! Mit Hanapha legen wir an der Mole an. Beim letzten Hafenkino von der Bon Bar aus, mussten die Segler noch mit Buganker „römisch – katholisch“ an die Pier gehen. Die Palme im Scheitel der Cala existiert noch. Immerhin. Auch dieses Mal besuchen wir sie. Und berühren sie zeitgleich.